Frankfurter Allgemeine: kein Depot mehr bei der Commerzbank für Kunden mit Amerika-Bezug

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Veröffentlicht am: 09-05-2018 Zuletzt geändert am: 13-03-2024

Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wer einen Bezug zu den Vereinigten Staaten hat, kann kein Depot mehr bei der Commerzbank haben. Es geht um Anforderungen der Steuerbehörden. Und das Geldhaus steht nicht alleine.

Unangenehme Post für Kunden mit Amerika-Bezug: Die Commerzbank hat jetzt einigen tausend Privatkunden angekündigt, im zweiten Halbjahr ihr Wertpapierdepot zu kündigen.

Der Frankfurter Allgemeine sind drei Fälle im Detail bekannt, die ein breites Kundenspektrum abdecken:

  • So schickte die Commerzbank ihre Kundeninformation an einen Amerikaner, der seit 45 Jahren in Bonn lebt und seither in den Vereinigten Staaten und in Deutschland regelmäßig Steuern zahlt.
  • Den Brief erhielt auch ein Teenager in Frankfurt, der während eines beruflichen Aufenthalts seines Vaters in San Francisco geboren wurde und deshalb auch einen amerikanischen Pass hat.
  • Und auch die Tochter eines Hotelbesitzers in Amerika blieb von der Commerzbank-Post nicht verschont, obwohl sie schon ihren amerikanischen Pass zurückgegeben hat, um Commerzbank-Kundin bleiben zu können. Doch die Aussichten sind gering, dass die junge Frau ihr Wertpapierdepot bei der Commerzbank wie bisher weiterführen kann.

Europäischen Großbanken und Kunden mit Amerika-Bezug

Denn die Commerzbank ist keine Ausnahme. Alle europäischen Großbanken treibt die Frage um, wie sie die Anforderungen der amerikanischen Steuerbehörden und der Wertpapieraufsicht erfüllen sollen.

Die Deutsche Bank hat schon 2011 ihren Privatkunden mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten mitgeteilt, dass sie mit ihnen kein Wertpapiergeschäft mehr machen könne, wie ein Sprecher der Deutschen Bank der Frankfurter Allgemeine Zeitung bestätigte.

Die Empfehlung lautete damals, wie sich Betroffene erinnern, mehr oder weniger offen: Geht mit eurem Depot zu einer anderen Bank! Wie viele Kunden die Deutsche Bank damals verloren hat, konnte der Sprecher der Deutschen Bank nicht sagen. Der Sprecher der Hypo-Vereinsbank, der ein ähnliches Vorgehen gegenüber „Kunden mit Amerika-Bezug“ nachgesagt wird, wollte sich „zu etwaigen einzelnen Kunden oder Kundengruppen nicht äußern“.

Amerika-Bezug weit zu fassen

Der Amerika-Bezug ist durchaus weit zu fassen. Darunter fallen nicht nur amerikanische Staatsangehörige, sondern auch Greencard-Halter, in den Vereinigten Staaten dauerhaft Lebende (mit Wohnsitz oder dauerndem Aufenthalt) und in den Vereinigten Staaten Steuerpflichtige.

Auch solche Nichtamerikaner finden wegen ihres Amerika-Bezugs kaum noch eine europäische Bank, mit der sie Wertpapiergeschäft betreiben können. Der Grund lautete kurz und knapp: Zu aufwendig und zu riskant für die europäische Bank. Und 2018 verschärfen sich die Regeln nochmals. Doch der Reihe nach.

2010 trat in den Vereinigten Staaten der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) in Kraft. Fatca, wie das Gesetz seither genannt wird, verpflichtet in den Vereinigten Staaten steuerpflichtige Personen, ihre Konten im Ausland zu melden.

Mit dem vorgebenen Ziel, Steuerflucht und Steuerhinterziehung zu bekämpfen, schlossen die Vereinigten Staaten später mit europäischen Ländern wie Deutschland Abkommen. Demnach müssen nun auch deutsche Banken seit dem 1. Juli 2014 melden, sobald sie einen Kunden mit Steuerpflicht in Amerika haben. Amerikaner sind in den Vereinigten Staaten oft auch dann steuerpflichtig, wenn sie nicht dort wohnen.

Die Meldung an die amerikanische Steuerbehörde geht inzwischen bei vielen deutschen Banken automatisch, sobald ein Kunde mit Amerika-Bezug ein Konto eröffnet oder einen Kredit aufnimmt. Dieses Einlagen- und Kreditgeschäft für Kunden mit Amerika-Bezug ist aber immerhin europäischen Banken möglich.

Weitaus restriktiver sind die Amerikaner schon immer und seit der Finanzkrise verstärkt im Wertpapiergeschäft, weil sie dort Steuerhinterziehung wittern. Deutsche Geldhäuser wie das Bankhaus Metzler hatten sich daher zum Teil schon vor der Einführung von Fatca dazu entschlossen, keinen Kunden mit Amerika-Bezug mehr den Kauf von Investmentfonds auf ihrer Fondsplattform zu erlauben.

Metzler und andere scheuten sich, die dafür von der amerikanischen Steuerbehörde verlangte „besondere steuerliche Dokumentation durchzuführen, die bei Nichtvorliegen zu Problemen mit den Steuerbehörden hätte führen können“

Wie der Metzler-Sprecher weiter sagte, nimmt die Bank diesen hohen Aufwand für die reichen Privatkunden noch auf sich. „Im Private Banking ist es uns das wert. Wir haben etliche Kunden, die entweder in den Vereinigten Staaten geboren wurden oder eine Greencard besitzen und damit unter diese aufwendige Regelung fallen. Diese Kunden haben wir weiterhin“, sagte der Metzler-Sprecher. Allerdings bietet das Bankhaus Metzler seit längerem, anders als die Commerzbank, keine Wertpapierberatung mehr an, sondern verlangt von seinen Kunden ein Mandat, damit es im Rahmen einer Vermögensverwaltung selbständig für den Kunden ohne Rückfrage Wertpapiergeschäfte abschließen kann.

Kunden mit Amerika-Bezug

Genau diesen Ausweg weist die Commerzbank in der Kundeninformation auch ihren Kunden mit Amerika-Bezug. Um eine Kündigung des Depots bis Jahresende zu vermeiden, „bieten wir zum Beispiel eine spezielle Vermögensverwaltung an, welche auf die amerikanischen Wertpapier- und -Steuervorschriften angepasst ist“, wie ein Sprecher bestätigte. Für die Kunden ist das allerdings nicht billig. Einem Amerikaner teilte die Commerzbank mit, er brauche 250000 Euro Mindestanlagesumme und müsse jährlich mindestens 5000 Euro jährlich an Gebühren zahlen. Darauf hat der Mann keine Lust: „Ich darf dann über die einzelnen Papiere, die zu kaufen/verkaufen wären, nicht bestimmen“, beklagt er. Als weitere Alternative hat die Commerzbank ihm eine Rentenversicherung des Kooperationspartners Allianz angeboten.

Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass viele Kunden mit Amerika-Bezug ihre Wertpapiere vor der Kündigung verkaufen müssen. Auch dabei werden noch einmal hohe Gebühren anfallen, und es können sich unerwünschte Steuereffekte ergeben. Nur wenigen Commerzbank-Kunden mit Amerika-Bezug dürfte die Möglichkeit behagen, das Depot an jemand anderen ohne Amerika-Bezug zu übertragen.

Die Commerzbank bestreitet, dass es einen speziellen Anlass gebe, die Kunden mit Amerika-Bezug jetzt anzuschreiben. „Wir schauen uns immer wieder Prozesse und Kunden an, um unsere Risiken zu verringern“, sagte ein Sprecher der Bank auf Anfrage. Weiter lesen Frankfurter Allgemeine.

Weitere fragen Kunden mit Amerika-Bezug?

Wir, die Gründer von Americans Overseas, wurden in Europa geboren und erhielten unsere amerikanische Staatsbürgerschaft durch unsere (amerikanische) Mutter. Als wir dies zum ersten Mal um 2013 hörten, gab es Unglauben (das kann doch nicht wahr sein), Wut (wo man das einfach so machen kann), Angst (bekomme ich jetzt Geldstrafen oder Probleme) und Panik (was soll ich tun?) Es ist (leider) wahr, dass es eine amerikanische Steuerpflicht gibt. Für uns gab es keine Informationen von der lokalen Regierung, das Konsulat verwies uns an das amerikanische Finanzamt, und das Finanzamt war undurchdringlich.

Deshalb haben wir diese Initiative ins Leben gerufen, um Menschen aus aller Welt mit guten Informationen zu helfen, unnötige Panik zu vermeiden und unverbindlich und kostenlos Hilfe zu leisten. Wenn gewünscht und notwendig, verfügen wir über ein Netzwerk von bezahlbaren Fachleuten (Buchhaltern), die Ihnen bei Ihren Verpflichtungen behilflich sein können.

Haben Sie weitere Fragen zum Amerika-Bezug? Wenn das der Fall ist, kontaktieren Sie Americans Overseas.

 

Nehmen Sie jetzt für weitere Informationen Kontakt auf



 

 

Quelle: Frankfurter Allgemeine

 

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