Aufgejagt und geschröpft durch Onkel Sam. Der Arm des IRS (amerikanische Steuerbehoerde) reicht laut einem Artikel im ‘Financiële Telegraaf’ sehr weit: viele zehntausende Niederländer haben einen gehörigen Schrecken bekommen. Der IRS macht Jagd auf sie, weil sie steuerhinterziehende Amerikaner sein sollen.
Von Ariane Kleijweg
Letztes Jahr im März lag auf einmal ein Brief ihrer Bank im Briefkasten von Nancy Brouwer* (58) mit der Mitteilung, dass sie amerikanische Staatsbürgerin sei. „Ich hatte keine Ahnung,” sagt sie mit leichtem Amsterdamer Akzent. Sie wurde zwar in Chicago geboren, hat aber ansonsten keine Bindung zu den Vereinigten Staaten. Sie war drei Jahre alt, als sie mit ihren niederländischen Eltern in die Niederlande zurückkehrte. „Mein Vater hatte damals versucht, den schwierigen Zeiten des Wiederaufbaus zu entkommen, aber er konnte sich drüben nicht eingewöhnen.”
55 Jahre später vertritt die amerikanische Steuerbehoerde die Meinung, dass Frau Brouwer nachträglich Steuern in Amerika bezahlen muss. Und das möglicherweise auch über ihre zukünftige Rente und das Arbeitslosengeld ihres Mannes.
Amerika ist, außer Eritrea, das einzige Land auf der Welt, das die Steuerpflicht aufgrund des Geburtsortes oder der Nationalität der Eltern festlegt. „Man muss noch nicht einmal Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt haben, um doch dort steuerpflichtig zu sein”, erklärt Gerard van Dalen, Spezialist auf dem Gebiet des amerikanischen Steuerrechts.
Bis vor kurzem war Amerika nicht in der Lage, diese Steuerregeln außerhalb der eigenen Landesgrenzen durchzuführen. Seit der Einführung des berühmt-berüchtigten FATCA-Gesetzes hat sich die Situation geändert. Die Vereinigten Staaten haben es geschafft, dass sie befreundete Länder, wo auch immer auf der Welt, so weit bekommen haben, dass sie automatisch Informationen über diejenigen Bürger weiterleiten, von denen Amerika findet, dass sie amerikanische Staatsbürger sind.
So haben die Amerikaner auch Nancy Brouwer mit Hilfe der niederländischen Regierung ausfindig gemacht. Diese verpflichtet nämlich seit 2014 alle Banken, zukünftig die Daten ihrer Kunden an die Vereinigten Staaten weiterzuleiten. Aber was als Maßnahme gegen Schwarzsparer dargestellt wurde, scheint sich für viele nichtsahnende Niederländer, die sich ihrer doppelten Staatsbürgerschaft oft nicht bewusst sind, und die keinerlei wirtschaftliche Bindung zu den USA haben, zu einer bürokratischen Hölle zu entwickeln. Und für den Pechvogel: zum finanziellen Untergang. „Dass Schwarzsparer aufgespürt werden müssen, das verstehe ich, aber hier ist Otto Normalverbraucher das Opfer.”
Menschen wie Frau Brouwer sind somit den Launen der Amerikaner, denen es vor allem ums Geld geht, ausgeliefert. Diese Erfahrung machte auch Daan Durlacher von Americans Overseas, der Organisation, die Niederyankees, die in Schwierigkeiten geraten sind, unterstützt. Allein schon die Honorare für amerikanische Steuerberater haben Herrn Durlacher 24.000 Dollar gekostet. Um von den Steuernachzahlungen ganz zu schweigen. „Ein Vielfaches davon”, laut dem geborenen Apeldoorner, der eine amerikanische Mutter hat. Auch für ihn kam seine amerikanische Staatsbürgerschaft wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel. „Ich habe ein Burnout davon bekommen. So schlimm was das.”
Herr Durlacher konnte alles bezahlen. Dies trifft jedoch nicht auf den 28-jährigen Cees van Dijk zu, der Sozialhilfe im Rahmen des Jugendhilfegesetzes erhält. Er hat auch eine amerikanische Mutter, wurde in den Niederlanden geboren. Es wurde diese Woche deutlich, dass er rückwirkend Steuern über seine niederländische Sozialhilfe an Amerika bezahlen muss. Auch er war sich seiner Unterlassung nicht bewusst. „Ich kann jetzt schon beinahe nicht davon rundkommen, und wenn Amerika auch noch einen Teil davon verlangt, dann wird alles noch viel schwieriger.”
Eine Version dieses Artikels erschien am Montag, den 19. Dezember 2016 in der Zeitung ‚Financiële Telegraaf’. Das Urheberrecht liegt beim ‚Financiële Telegraaf’ und seinen ursprünglichen Autoren. Klicken Sie hier zum Originaltext.
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